« Es wird ein Mutterkult betrieben »
Mütter reiben sich in Deutschland zwischen Familie und Beruf auf. In Frankreich sind die Frauen entspannter, weil sie unperfekt sein dürfen, sagt die Autorin Annika Joeres.
INTERVIEW: TINA GROLL, Zeit Online 20 avril 2015
Auszug :
« Sie haben ein Buch darüber geschrieben, wieso französische Eltern gelassener durchs Leben gehen können und sagen, dass Deutschland von seinem Nachbarland lernen kann?
Joeres: Zum einen gibt es die 35-Stunden-Woche. Das sind fünf Stunden weniger als in Deutschland. Und Zeit ist für Familien eine kostbare Währung.
Zum anderen hat Frankreich eine flächendeckende Kinderbetreuung. Plätze für unter Dreijährige gibt es bis auf wenige Regionen einfach und ausreichend, entweder in einer Kita oder bei einer Tagesmutter, die dafür anständig bezahlt wird…. Ab drei Jahren gehen die Kinder in den kostenlosen Kindergarten, später besuchen sie die Ganztagsschule. In der Regel sind die Kinder von 7.30 Uhr bis 19 Uhr betreut. Und sie sind gut betreut….
Es gibt keine Debatten darüber, dass es für Kinder schädlich wäre, nicht von der eigenen Mutter betreut zu werden. Das alles führt dazu, dass die meisten Französinnen etwa ein halbes Jahr nach der Entbindung wieder im Job sind.
…
Mütter in Deutschland können letztlich nichts richtig, aber alles falsch machen.
Das aktuelle Ideal treibt den Perfektionszwang doch auf die Spitze. »
Frühkinderbetreuung in Frankreich aus deutscher Sicht
– Liebe auf Distanz
Die frühe staatliche Betreuung in Frankreich hat ihren Preis.
Frauen fühlen sich zunehmend entfremdet von ihren Kindern.
VON MARGARETE MOULIN, Zeit Online 13 septembre 2013